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Bistum Fulda

Blick auf das leere Grab verbindet Menschen

Bischof Dr. Michael Gerber predigte Ostersonntag im Hohen Dom zu Fulda

Bischof Dr. Michael Gerber predigte Ostersonntag im Hohen Dom zu Fulda

Fulda (bpf). Am Morgen der Auferstehung Jesu Christi kamen Maria Magdalena und andere Frauen, dann auch die Jünger Petrus und Johannes zum leeren Grab. „Das ist eine erste zarte österliche Erfahrung: Menschen, die in ihrem Leben zutiefst irritiert und verunsichert sind, deren Weg so manchen Abgrund erlebt hat, erfahren sich als ausgerichtet auf etwas Gemeinsames: Mit dem Blick auf das leere Grab wächst die Verbindung untereinander.“ Das hob der Fuldaer Bischof Dr. Michael Gerber in einem feierlichen Pontifikalamt am Ostersonntag im Fuldaer Dom hervor. In der vergangenen Woche hätten bei aller Verschiedenheit Menschen unterschiedlicher Kulturen und Weltanschauungen erlebt, dass ihre Blicke in die gleiche Richtung wiesen, auf die Ereignisse in Paris. Die erste Zeugin des Ostermorgens könne auch uns heute fragen, welche Bilder in uns lebten. „ Zweifelsohne sind es neben manch anderem Bild auch an diesem Morgen noch die Bilder aus Paris, die da vor unserem inneren Auge aufsteigen. Das ist die brennende Kathedrale und die weltweite Betroffenheit, die das ausgelöst hat. Es sind Bilder, die wir so schnell nicht vergessen, Bilder, die viele Menschen wohl auch noch Jahre später im Rückblick mit diesem Jahr 2019 verbinden werden“, betonte der Oberhirte.

 

Brand von Notre-Dame macht Not in der Welt bewusst


Man müsse sich fragen, warum gerade diese Bilder in einem so eine starke Wirkung hätten. Für manchen sei die Kathedrale Notre-Dame de Paris mit persönlichen und wertvollen Erfahrungen verbunden. Anderen werde bewusst, dass dieser Dom für ein wertvolles Stück europäischer Kulturgeschichte stehe. Für wieder andere spiegelten sich in diesen Bildern auch viele der unzähligen Dramen, die derzeit den Globus prägten. „Da kann die ungeheure Dynamik des Feuers, das in Minuten den ganzen Dachstuhl ergreift, erinnern an den Flächenbrand, den so mancher Konflikt etwa in Afrika oder im Nahen Osten entfacht hat. Da erinnern die rußgeschwärzten Fenster an die Perspektivlosigkeit vieler Menschen nach einem Schicksalsschlag. Da erinnert das eingestürzte Dach in der Vierung an die Schutzlosigkeit, der Menschen immer wieder durch verschiedene Arten von Gewalt ausgeliefert sind.“

 

Auch an Ostern eigenen Schmerz zulassen


Zu Anfang seien Maria Magdalena und die Osterzeugen ratlos gewesen, hatte der Bischof eingangs in Erinnerung gerufen. Keine 48 Stunden nach den schrecklichen Erfahrungen des Karfreitags brach bei den Frauen und Männern, die Jesus nachgefolgt waren, noch kein Osterjubel aus. „Das kann für uns eine erste, entlastende Osterbotschaft sein: Nehmt euch da, wo ihr durch einen Schicksalsschlag herausgefordert seid, die Zeit, die ihr braucht. Habt Geduld, bis euch eine neue Perspektive aufgezeigt wird und steht zu eurem Schmerz.“ Spätestens an Pfingsten, 50 Tage nach Ostern, sei die Osterfreude bei den Zeugen der Auferstehung durchgebrochen, und doch hätten sie jene traumatischen Erfahrungen des Karfreitags wohl immer wieder ein Leben lang eingeholt. Die christliche Bilderwelt habe Jesus zunächst als Hirten mit dem Lamm gezeichnet. Das Bild des Gekreuzigten sei erst später gekommen. „Vielleicht musste die Generation jener, die Jesus tatsächlich damals in Jerusalem am Kreuz gesehen hatte, erst verstorben sein, bis es möglich war, Jesus so darzustellen“, gab Gerber zu bedenken. „Das kann eine Osterbotschaft sein für all diejenigen, deren Herz an diesem Osterfest noch wenig österlich gestimmt ist: Nehmt die Dynamik eurer Trauer ernst – setzt euch nicht unter Druck und meint nicht, ihr müsstet dieses und jenes längst überwunden haben.“

 

Auferstehung Jesu verschafft neue Lebensperspektive


Die Botschaft der Evangelien zum Ostermorgen sei deutlich vernehmbar: „Da werden Frauen und Männer entzündet von dem, der nun nicht mehr im Grab ist. Da gewinnen sie eine neue, bislang ungeahnte Perspektive für ihr Leben.“ Sie seien in ihrem Leben durch ein Feuer gegangen, das ihnen viel lieb Gewonnenes genommen habe. Doch zugleich seien sie durch den Weg mit Jesus auch gereift und dann an Pfingsten mit der Flamme des Heiligen Geistes erfüllt worden, um anderen Menschen einen Weg zu Jesus Christus zu weisen und einen neuen Horizont erschließen. Der Blick nach Frankreich 2019 zeige nicht nur eine brennende Kathedrale und unzählige wertvolle Kunstschätze vergangener Epochen, sondern er lasse auch Menschen mit brennenden Herzen entdecken.

 

„Es sind Menschen, die als Persönlichkeiten geformt sind von dem Geist, der einst hat die Kathedralen erbauen lassen. Es sind Menschen, die heute vom Auferstandenen entzündet sind“, fuhr der Bischof fort. „Mit ihrem Leben und mit ihren brennenden Herzen zeigen sie uns Perspektiven auf in den brennenden Fragen, die uns in diesen Jahren umtreiben. Es sind Menschen wie die Brüder von Taizé, deren Gemeinschaft am vergangenen Mittwoch 70 Jahre alt wurde und die konsequent in Freundschaft mit Menschen unterschiedlicher Herkunft einen ‚Pilgerweg des Vertrauens‘ gehen.“ Bischof Gerber nannte als Beispiel auch den vor wenigen Wochen 95 Jahre alt gewordenen Bruder Jean-Pierre Schumacher, den letzten überlebenden Trappistenmönch des Klosters von Tibhirine in Algerien. „Auch in Zeiten existenzieller Bedrohung zu Beginn der 90er-Jahre hatte diese Gemeinschaft konsequent am Dialog mit den muslimischen Nachbarn festgehalten. Dieses Engagement haben seine Mitbrüder mit dem Tod bezahlt. Am 8. Dezember vergangenen Jahres wurden sie als Zeugen des Dialogs zwischen den Religionen seliggesprochen.“ Ein weiteres Beispiel seien Charles de Foucauld und Menschen wie die kleinen Schwestern und Brüder, die ihren Weg konsequent an der Seite der Armen und Benachteiligten gehen.

 

„Lassen wir uns von Jesus, dem Auferstandenen, Augen und Herz öffnen, damit wir erkennen, wo sein Osterfeuer in uns brennen möchte“, forderte der Bischof die Gläubigen auf. Sie sollten sich überraschen lassen, in welcher Begebenheit und in welcher Begegnung sein Feuer sie entzünden wolle und welcher Horizont sich ihnen dadurch erschließe. „Christus ist auferstanden von den Toten, er geht uns voran“, schloss der Oberhirte.

 

21.04.2019


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